Die letzten 2 Wochen hatte ich den wohl interessantesten Kurs meines gesamten Medizinstudiums: Rechtsmedizin.
Auf diesen Kurs habe ich etwa 6 Jahre gewartet – und jetzt ist er schon wieder rum 
Diejenigen, die mich schon länger kennen, wissen ja, dass meine Leidenschaft seit je her der Rechtsmedizin galt. Und um das ein für allemal klar zu stellen, denn ich krieg jedesmal bald nen Anfall, wenn ich das gefragt werde: nein, ich gucke kein CSI und ich habe diesen Berufswunsch nicht, weil es gerade “in” ist und auf jedem Sender irgendwo ein Rechtsmediziner in ner Serie auftaucht. Nein und nochmals nein.
Ich möchte das schon seit etwa 6 Jahren und habe mit diesem Wunsch auch das Studium begonnen. Ich habe übrigens haufenweise Bücher zu dem Thema verschlungen und eher dadurch meine Leidenschaft für dieses Fach vertieft. Nicht durch irgendwelche Fernsehserien.
Aber auch dieses Fach hat leider seine Nachteile. So ist es ziemlich schwer, eine Stelle zu bekommen und in Deutschland werden nach und nach Institute geschlossen. Zudem ist die Rechtsmedizin ein Fach, das sehr selten vertreten ist, da es an die Universitäten gebunden ist.
Als Rechtsmediziner kann man sich in Deutschland auch nicht selbständig machen, geschweige denn ne eigenen Praxis aufmachen… Kurz: man hört meistens nur Nachteiliges
Man wird als Medizinstudent immer gefragt, was für eine Richtung man später einschlagen möchte. Ich schätze mal, 90% der Studenten wissen das vor Ende des Studiums noch nicht. Für mich war es letzten Sommer das erste Mal, dass ich noch einem anderen Fach eine mögliche spätere Fachrichtung abschlagen konnte – das war die Gynäkologie (ich berichtete damals). Nun ja, ich bin echt hin- und hergerissen: auf der einen Seite denkt man natürlich realistisch über die Berufschancen nach und die stehen bei Gyn um einiges höher, als bei Rechtsmedizin. Gyn ist interessant, es gibt tolle Patienten, tolle Aufgabengebiete, Möglichkeiten zur Selbstständigkeit, an vielen Krankenhäusern gibt es gynäkologische Abteilungen und und und…und trotzdem habe ich jetzt in den letzten 2 Wochen wieder gemerkt, dass mein Herz der Rechtsmedizin gehört. Unser Prof. hat mir nicht gerade Mut gemacht, als er am Ende des Kurses von den schlechten Möglichkeiten erzählte, und dass soeben das Institut in Tübingen geschlossen wurde… Er meinte, von uns würde wahrscheinlich eh keiner Rechtsmediziner werden. Aber ich möchte das!!!
Ich habe in den letzten beiden Wochen jedes einzelne Wort aufgesogen, das Prof. Pollak, Prof. Bohnert und die restlichen Referenten von sich gegeben haben. Es war einerseits natürlich schlimm, die Schicksale der Patienten zu sehen. Andererseits bin ich einfach total fasziniert von den Untersuchungen, den Methoden, den einzelnen Fällen und vor allem von den Resultaten am Ende. Am liebsten würde ich noch ne zweite Doktorarbeit anfangen, um auf diesem Gebiet forschen zu können. Eine Assistentenstelle am Institut für Rechtsmedizin hier in Freiburg wäre natürlich so toll, wie ein Sechser im Lotto…
Was würden wohl die beiden Profs sagen, wenn ich sie nach ihrer Meinung fragen würde, was meinen Berufswunsch angeht?
Nun, ich muss mich erst nach dem Studium für eine Fachrichtung entscheiden und ich habe noch ein paar Fächer vor mir, die es zu entdecken gilt.
Aber ich fürchte dennoch, dass mein Interesse und meine Faszination für dieses Außenseiterfach am Ende immernoch so groß sein werden, dass ich vor einem ernsthaften Problem stehen werde…
So, hier noch 2 Bilder aus der letzten Reihe
